8. März 2021

“Privatsphäre und Sicherheit können in Lagern niemals gewährleistet werden“

Dr. Victoria Faison über die Auswirkungen der Pandemie und des Lockdowns auf die Situation von Menschen, die von Abschiebung bedroht sind.

Wie haben sich die Behördenschließungen bzw. das Home-Office von Behördenmitarbeitenden und Beratungsstellen auf die Situation von Menschen ausgewirkt, die von Abschiebung bedroht sind?

Das Landesamt für Einwanderung, die ehemalige Ausländerbehörde, und manche anderen Behörden haben einen Ermessensspielraum, was solche Entscheidungen betrifft. Wenn es zum Beispiel um den Aufenthalt zum Zweck der Berufsausbildung oder des Schulbesuchs geht, wurde es den Betreffenden nicht negativ angerechnet, wenn die Ausbildung unterbrochen werden musste oder die Prüfung aufgrund der Pandemie nicht stattfinden konnte. Weiterlesen …

„Wir sollten auf Beteiligung von Menschen setzen“

Tanja Gangarova über HIV und Geschlechterverhältnisse und erforderliche Maßnahmen gegen Stigmatisierung, Rassismus und Diskriminierung in der Präventionsarbeit.

Liebe Tanja, HIV und Aids werden nach wie vor als „Schwulen-Problem“ wahrgenommen. Dabei lag der Anteil der Frauen an den HIV-Neuinfektionen im Jahr 2019 bei fast der Hälfte. Was hat HIV mit Geschlecht zu tun?

Foto von Tanja Gangarova

Foto: privat

Im Jahr 2019 lag der Anteil der Frauen an den HIV-Neuinfektionen weltweit bei 48%, ein Großteil davon waren Frauen of Color und Schwarze Frauen. Ganz klar hat HIV also auch mit Geschlecht und Geschlechterverhältnissen zu tun. Aber es geht natürlich um viel mehr: Sexismus hängt ja immer auch mit Rassismus, den Klassenverhältnissen, Kolonialismus, Homo- oder Transfeindlichkeit zusammen: Wirtschaftliche und finanzielle Ungleichheit, fehlende sexuelle und reproduktive Rechte, Gewalt, Diskriminierung und auch ein eingeschränkter Zugang zu Bildung behindern u.a. den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Diese Verhältnisse setzen Frauen HIV-bezogenen Risiken aus und sorgen so für neue HIV-Infektionen. Trans-Frauen, Frauen in der Sexarbeit; obdachlose Frauen; Frauen, die Drogen konsumieren, sind zudem einer Mehrfach-Stigmatisierung und -Diskriminierung ausgesetzt. Daraus wird oft sogar eine Mehrfach-Kriminalisierung, die wiederum schlimme Folgen für die Gesundheit und das Leben haben kann. Weiterlesen …

„Mit den Folgen der Isolation werden wir noch lange zu kämpfen haben…“

Sasha Kolotev im Gespräch mit Sema Turhan Çetin vom Interkulturellen Frauenhaus

Schon zu Beginn der Pandemie und des ersten Lockdowns wurde vermutet, dass Fälle häuslicher Gewalt zunehmen würden. Könnt ihr als Interkulturelle Initiative das bestätigen, nach nun einem Jahr Lockdown? Welche Entwicklungen beobachtet ihr?

Die Befürchtung war ja tatsächlich beim ersten Lockdown, dass der große Ansturm parallel dazu laufen würde und dass Frauen die Frauenhäuser während des Lockdowns einrennen würden. Vorbeugend wurden Hotels angemietet, weil bereits davon ausgegangen wurde, dass ein Ansturm kommen wird. Die Frauenhäuser sind alle voll, auch die angemieteten Hotels waren zwischenzeitlich komplett belegt. Die Häuser sind auch unabhängig von der Pandemie immer voll ausgelastet, der erwartete große Ansturm kam dann aber tatsächlich erst nach der ersten Lockerung, im Sommer also. Die Annahme, dass Frauen durch den Lockdown kaum freie Zugänge zu Hilfesystemen haben würden oder keine Möglichkeiten hätten, sich Hilfe zu holen, hat sich definitiv bestätigt. Weiterlesen …

CoLiberation Berlin: Gemeinsam gegen das polnische Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen – nicht nur am 8. März

In Polen ist das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen in Kraft getreten, und auch die „Pille danach“ ist nur schwer zu bekommen. Sie ist rezeptpflichtig, Ärzt_innen, die die „Moral-Klausel“ anwenden, können die Verschreibung verweigern. Vor diesem Hintergrund haben wir uns in Berlin als queer-feministisches, polnisch-sprachiges Kollektiv neu-organisiert und die bisherige Arbeit und die bisherigen Strategien überdacht. Wir haben verstanden, dass wir das Kollektiv sein wollen, das viele von uns zu Beginn ihres Aktivismus gern gehabt hätten: ein feministisches Kollektiv, das queer, antifaschistisch und antikapitalistisch ist. Weiterlesen …

Feministische Kämpfe und Pandemie

Was bedeutet uns der 8. März?

Die Auswirkungen der Pandemie und des Lockdowns treffen marginalisierte Gruppen besonders hart. Nicht nur wirtschaftliche und finanzielle Geschlechter-Ungleichheiten werden sichtbarer, es zeigt sich jetzt noch deutlicher als zuvor, wie sie mit Gewalt und Diskriminierung, Rassismus, kolonialen Kontinuitäten, Klassenverhältnissen, Ableismus sowie Homo- und Transfeindlichkeit zusammenhängen. Weiterlesen …