22. Juni 2010

Botschaft mit Signalwirkung! Judith Butler lehnt Zivilcouragepreis des Berliner CSD e.V. ab

Die international renommierte Gender- und Queer-Theoretikerin Judith Butler hat den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD e.V. abgelehnt. Sie begründete dies damit, dass der Kampf gegen Homophobie nicht isoliert zu betrachten ist und dass die Rechte von Frauen, Lesben und Schwulen ohne eine klar antirassistische Ausrichtung der Arbeit nicht durchsetzbar sind. Einem Teil der Veranstalter_innen und teilnehmenden Gruppen hielt sie vor, das Engagement gegen Krieg im Ausland und rassistische Diskriminierung in Deutschland zu befürworten und nicht als Teil der eigenen Arbeit zu definieren.

„Homo gleich deutsch, migrantisch gleich homophob lässt sich heute niemandem mehr verkaufen“, so Tülin Duman, Geschäftsführerin von GLADT e.V., einer unabhängigen SelbstOrganisation von türkeistämmigen Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen und Transgendern (LSBTT) außerhalb der Türkei und Mitglied des MRBB. Die Arbeit von GLADT wurde von Judith Butler in der genannten Rede explizit gewürdigt. Der MRBB begrüßt diese Geste der Solidarität von Judith Butler und zeigt, dass Power-Sharing möglich
ist.

„Immer wieder kommt es dazu, dass gesamtgesellschaftliche Probleme wie Sexismus, Homophobie und Antisemitismus in öffentlichen Debatten und Konzepten allein migrantischen, vor allem muslimischen Gruppen, zugeschoben wird“, berichtet Nuran Yiğit, Sprecherin des MRBB. „Der MRBB setzt sich gegen eine solche Aufteilung von gesellschaftlichen Problemen auf bestimmte Gruppen ein. Probleme unserer Zeit können wir
nur gemeinsam bekämpfen, allerdings auf gleicher Augenhöhe und als gleichberechtigte Partner. Judith Butler hat eine Botschaft in die richtige Richtung gesendet. Ob diese konstruktiv umgesetzt wird, wird sich zeigen “, so Nuran Yiğit weiter.

Der MRBB bemängelt in diesem Zusammenhang die „Scheu“ etablierter und diskursbestimmender Organisationen und Institutionen, Migrantenselbstorganisationen und vor allem muslimische Organisationen in Diskussionen und Runde Tische zu integrieren. Wie das erfolgreich gelingen kann, hat GLADT mit ihrem Projekt „Kreuzberg für Akzeptanz und Gleichbehandlung“ 2009 bewiesen.

Ansprechpartnerin: Nuran Yiğit

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