Migrationsrat – Berlin Brandenburg und die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt rufen auf zur Prozessbeobachtung und Solidarität für Liam G. im Prozess gegen zwei betrunkene und gewalttätige Polizisten
Zeit: Dienstag, 2. September 2014 um 10:00 Uhr
Ort: Amtsgericht Tiergarten; Turmstraße 91, 10559 Berlin, im Raum 863
Berlin, 26.8.2014: Am 2. September 2014 wird Liam G. im Gericht mit zwei weißen Polizisten konfrontiert, die ihn und einen anderen Schwarzen Mann letztes Jahr am frühen Morgen in zivil, schwer betrunken und außerhalb ihres Dienstes verfolgten und angriffen.
Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt und der Migrationsrat Berlin-Brandenburg rufen zur Prozess-beobachtung und Solidarität gegen rassistische Polizeipraktiken in Berlin auf.
Was war passiert?
Liam G. sieht am Morgen des 02.09.2013 in der Nähe des Görlitzer Parks, wie ein Schwarzer Mann von zwei weißen Männern verfolgt wird. Die beiden wollen ihn schlagen, der Schwarze Mann versucht, die Schläge abzuwehren.
Mehrere Menschen mischen sich ein und rufen: „Hört auf! Das geht nicht…!“ Liam G. geht dazwischen und bemüht sich, die Männer zu trennen, doch ohne Erfolg. Immer wieder versuchen die beiden Angreifer, den Schwarzen Mann zu treten und zu schlagen. Beide Angreifer strömen einen starken Alkoholgeruch aus. Liam G. will den Schwarzen Mann und dann auch sich vor den Angreifern schützen, denn diese gehen nun auch auf ihn los. Nach einer Weile gelingt es, dem zuerst angegriffenen Mann zu fliehen.
Mehrere Zeug_innen rufen Liam G. zu, dass sie die Polizei alarmieren werden. Plötzlich zückt einer der Angreifer eine Polizeimarke und sagt: „Wir sind Polizisten!“. Liam G. ist völlig schockiert. Er kann nicht glauben, dass die betrunkenen Männer Polizeibeamte sind. Die Schläge hören nicht auf. Einer der Angreifer will ihn verhaften. Erst als die Sirene eines Einsatzwagens zu hören ist, stoppen die Männer endlich.
Vier Beamte kommen auf die Szene zu.
Zwei Polizisten nehmen Liam G. beiseite und kontrollieren seinen Ausweis, obwohl die Zeugen sofort rufen: „Nicht er! Er wollte nur dazwischen gehen!“. Liam G. wird keine einzige Frage zum Vorfall bzw. Ablauf gestellt. Als eine Polizistin den Ausweis von Liam G. mit einer „deutschen Staats-angehörigkeit“ sieht, überprüft sie das bei der Zentrale.
Im Vorbeigehen hört er noch, wie einer der Angreifer seinem Kollegen erzählt, er hätte sich mehrmals als Polizist zu erkennen gegeben. Als er das richtig stellen möchte, wird er weiter gezogen.
„Das Vorgehen der Polizei rund um den Görlitzer Park ist untragbar“, erklärt Biplab Basu von der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt. „Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie die Polizei jeden Schwarzen Mann um den Görlitzer Park herum bereit ist anzugreifen. Hier geht es nicht mehr um racial profiling, sondern um ethnic cleansing.“
Näheres zur rassistischen Polizeikontrolle vom 2. September 2013 und weitere Vorfälle rassistischer Polizeigewalt rund um den Görlitzer Park können Sie der Berliner Chronik rassistischer Polizeigewalt entnehmen.
Ansprechpartner:
Biplab Basu
Reach Out/ Ariba e.V. & KOP
Tel.: 030/ 695 683 44
E-Mail: biplab_basu@reachoutberlin.de
Die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt/ KOP dokumentiert seit dem Jahr 2000 in einer Chronik die Misshandlungen, Verletzungen, Bedrohungen und Schikanen der Berliner Polizei gegenüber Migrant_innen und People of Color.
Der Migrationsrat Berlin – Brandenburg ist eine bundesweit einmalige Dachorganisation von über siebzig Migrant_innen-Selbstorganisationen, die sich jenseits von Merkmalen wie Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung als politische Interessenvertretung organisiert haben. Ziel ist die völlige rechtliche, soziale und politische Gleichstellung und Teilhabe von Migrant_innen, ihren Nachfahren und anderen People of Color.