13. Juni 2019

Positive Entwicklungen in der Berliner Bildung im Keime erstickt!

Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Saraya Gomis, beabsichtigt ihr Amt ab spätestens 2020 niederzulegen. Wir, Berliner Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekte sind erschüttert und besorgt über die Zukunft der Berliner Bildung. Wichtige Errungenschaften gegen Diskriminierung drohen, im Keim zu ersticken.

Antidiskriminierung an Berliner Schulen? Ausgebremst und blockiert

Deutschland wurde von internationalen Organisationen mehrfach für die diskriminierenden Effekte seines Bildungssystems gerügt. Dementsprechend fordern antidiskriminierungspolitische Akteur*innen und Bildungsprojekte seit Jahren verbesserte Beschwerdemechanismen, um demokratische Gleichberechtigung in der Schule zu etablieren (z.B. unabhängige Beschwerdestelle, Informations- & Akteneinsichtsrecht). Dennoch gibt es bundesweit bislang keine unabhängige Beschwerdestelle für Diskriminierung im Bildungsbereich. So stellt die Antidiskriminierungsbeauftragte bislang die einzige Möglichkeit für Zivilgesellschaft, gegen Diskriminierung vorzugehen und institutionelle Unterstützung einzuholen.

Trotz der prekären Besetzung ist sie insbesondere für Beratungsstellen zu einer unverzichtbaren Partnerin geworden. “Eine solch vertrauensvolle Zusammenarbeit ist keine Selbstverständlichkeit. Die Erfahrung zeigt, dass ein gemeinsames Vorgehen zwischen Beratungsstellen und Institutionen in der Regel schwerfällig ist, wenn es um Interventionen gegen Diskriminierung geht,” so Celiné Barry, Leiterin der EACH ONE Antidiskriminierungsberatungsstelle. “Es wird ausschlaggebend sein, welche Person den Posten neu besetzt.”

Diversitätsab- statt -aufbau

Allzuoft sehen wir, wie die wenigen Personen mit Rassismus- und Mehrfachdiskriminierungserfahrung in öffentlichen Entscheidungspositionen aufgrund von Mobbing und Abwehr ihre Posten nach kurzer Zeit verlassen müssen. Das Aufgebaute droht dann im Keime zu ersticken. So nun auch die Errungenschaften von Saraya Gomis im Bildungsbereich, die im Hinblick auf die Schaffung einer sicheren Lernatmosphäre für alle Schüler*innen, die diskriminierungskritische Fortbildung von Lehrkräften sowie einer grundlegenden Revision der Schulstruktur, richtungsweisende Prozesse angeschoben hat.

“Der Rücktritt der einzigen Schwarzen Person auf Leitungsebene der Senatsverwaltung ist beschämend für den Berliner Senat. Gerade jetzt in der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft ist dies ein fatales Zeichen, insbesondere an die Schwarzen Communities, die sich seit Jahrzehnten für mehr Repräsentation auf politischer Ebene einsetzten,” sagt Jeff Kwasi Klein, Vorstand des Migrationsrats Berlin e.V.

Dass Saraya Gomis geht, ist kennzeichnend dafür, wie Antidiskriminierung in Deutschland ausgebremst wird. Für eine Demokratie ist dies absolut inakzeptabel!

 

Kontakt für Rückfragen & Interviews:

Jeff Kwasi Klein (Vorstand) & Ed Greve (Referent)

E-Mail: ed.greve [at] migrationsrat.de

Telefon/Mobil: 030 616 587 55